kuenstler-friedhelm-wehnert

Friedhelm Wehnert

ist 1945 in Mühlheim an der Ruhr geboren. Er ist Rentner und lebt in Mönchengladbach.
Mosaikartige Bildkonstruktionen sind ein starkes Ausdrucksmittel dieses Künstlers.
Bildinhalte sind sowohl abstrakte Musterungen als auch in Mosaik aufgelöste Darstellungen von Tieren, Gebäuden und anderen Motiven.
Eine systemisch angeordnete Kästchenwelt erlaubt dem Betrachter einen Einblick in seine Sicht auf die Welt.
Auffällig an seinen Arbeiten ist, dass sich Farbkombinationen rapportmäßig wiederholen.
Dies wurde ihm bewusst, als man ihn darauf aufmerksam machte.
Er schüttelte nur lächelnd den Kopf und sagte genau das: „Eben, automatisch aus dem Kopf heraus!“


Ein Künstler mit feinem Strich und viel Geduld

Friedhelm Wehnert hat sein ganzes Leben bei Hephata gewohnt und gearbeitet. Seit fünf Jahren ist er in Rente.
Friedhelm Wehnert malt. Konzentriert, mit Leidenschaft und Genauigkeit. Mit viel Gefühl für Farben und mit Ausdauer. Ihm gegenüber ist sein Freund und WG-Partner Hans-Dieter Beuster ebenfalls mit einem Bild beschäftigt. Und auch Mathilde Cremer und Peter Sowinski haben Stifte und Papier vor sich liegen. Auf Sowinskis Blatt entstehen Phantasietiere, Cremer malt Sterne – bunt und geometrisch exakt. „Eine Auftragsarbeit“, erklärt Yvonne Klaffke, die die vier Künstler an diesem Mittwochvormittag im Atelier Strichstärke als Mentorin begleitet. Die Sterne sind als mögliches Motiv für weihnachtlichen Spekulatiusdosen gedacht.

Alle vier, die an diesem Vormittag im Atelier sind, haben zweierlei gemeinsam: die Liebe zum Malen und die Tatsache, dass sie in Rente sind. Sonst hätten sie vormittags natürlich auch gar keine Zeit für den Besuch in den Atelierräumen in der Rheydter Citypassage, die Hephata den Künstlern zur Verfügung stellt. Friedhelm Wehnert beendet gerade ein Bild: ein Krokodil, in rötlichen Farben gehalten vor einem Hintergrund in Grün-, Blau- und Grautönen. Es ist ein Bild, das ganz deutlich seine Handschrift und seinen ureigenen Stil erkennen lässt. Friedhelm Wehnert liebt Mosaike und er verwendet diese Technik sowohl bei abstrakten als auch bei gegenständlichen Motiven. Auf einem großformatigen Bild, das im Schaufenster des Ateliers zu sehen ist, lässt sich die abstrakte Seite seiner Arbeit erkennen: dicht an dicht sind Quadrate mit unglaublicher Genauigkeit in geometrischen Formen und regelmäßig wechselnden Farben gestaltet.
Das Malen ist für den 70jährigen mehr als ein Hobby, dem er sich mit großer Begeisterung nicht nur im Atelier sondern auch zu Hause widmet, aber es ist bei weitem nicht seine einzige Beschäftigung. Er hat einen Laptop, auf dem er Spiele spielt und im Internet unterwegs ist. Er führt gemeinsam mit Beuster, mit dem ihn eine vierzigjährige Freundschaft verbindet, den Haushalt ihrer Zwei-Personen-WG. Die beiden gehen einkaufen, gemeinsam in die Stadt oder spazieren. Manchmal kochen sie auch, aber das ist nicht gerade ihre Leidenschaft. Oft gebe es Fertiggerichte, gesteht Friedhelm Wehnert. „Oder die Nachbarn bringen etwas vorbei, wenn sie zu viel gekocht haben. Es herrscht eine gute Nachbarschaft im Haus.“ Jedenfalls hat Friedhelm Wehnert keine Langeweile und auch keine Sehnsucht nach dem Berufsleben, obwohl er immer gern gearbeitet hat. Das Rentnerleben bietet Zeit für die Kunst, genügend Kontakte und viel Freiraum. So soll es sein, so kann es bleiben. „Ich vermisse den Arbeitsplatz nicht“, stellt er fest. „Ich bin sehr zufrieden, so wie es ist, solange ich gesund bleibe.“

Dabei hat der heute 70jährige ein langes, mehr als 50 Jahre währendes Berufsleben hinter sich. Mit vierzehn Jahren begann er schon zu arbeiten. An seine Kindheit im inzwischen abgerissenen Bodelschwingh-Haus – er kam bereits mit sechs Jahren in die damalige „Bildungs- und Pflegeanstalt“ Hephata – erinnert er sich nicht gern. „Ich habe mich dort nicht wohlgefühlt, es gab keine Namen, nur Nummern“, erzählt er. Aber auf dem Gelände war auch eine Schule, die er sechs Jahre lang besuchte. Mit 14 Jahren sei er ausgeschult worden. „Dann habe ich angefangen zu arbeiten“, berichtet er, „immer ohne Bezahlung, das gab es damals noch nicht.“ Unter anderem im Schweinestall, was ihm viel Spaß gemacht hat. Auch bei Bauern habe er gearbeitet, aber nicht allzu lange. „Da bin ich nur ausgenutzt worden“, meint er. Er kehrt zurück aufs Hephata-Gelände und beginnt in der Wäscherei zu arbeiten. Zuerst an der Heißmangel, dann an den Waschmaschinen. „Wir bekamen die Wäsche aller umliegenden Häuser“, erzählt er. „Die musste zuerst sortiert werden, davor habe ich mich am Anfang geekelt, aber dann habe ich mich daran gewöhnt und gern in der Wäscherei gearbeitet.“ Fast zehn Jahre lang ist er dort tätig, dann wird die Wäscherei geschlossen und er wechselt in die Großküche. Auch eine angenehme Arbeit, findet er. Als auch die Großküche dicht gemacht wird, fängt er im Lager an der Hephata Werkstätten an der Erftstraße an. Dort bleibt er bis zur Rente. „Mein Chef hätte mich gern noch zwei Jahre länger beschäftigt, aber mit 65 Jahren reicht es“, meint er. Gearbeitet habe er aber immer gern. „Ich bin sehr kontaktfreudig“, sagt er. „Ohne Menschen um mich herum wäre mir langweilig gewesen.“ Mit 65 Jahren geht er nach mehr als 50jähriger Berufstätigkeit in den Ruhestand, der aber glücklicherweise aus verschiedenen Gründen gar nicht langweilig ist.

Das liegt unter anderem daran, dass er mit seiner Wohnsituation so ganz und gar zufrieden ist. Das Leben in der Zweier-WG liegt ihm. In den vielen Jahrzehnten bei Hephata hat er auch andere Unterbringungen erlebt: Schlafsäle, große Wohngruppen, kleinere Wohngruppen, Doppelzimmer, Einzelzimmer. Und jetzt eben die Wohngemeinschaft (im Fachjargon: ambulant betreutes Wohnen), die viel Selbstständigkeit ermöglicht. Zweimal in der Woche kommt eine Mitarbeiterin der Stiftung Hephata, um zu unterstützen, wo es nötig ist. „Vor allem für den Papierkram“, sagt Friedhelm Wehnert. „Den Haushalt machen wir selber und Geld können wir auch allein holen.“ Mit Geld kann er umgehen. „Ich sehe immer zu, dass Ende des Monats noch Geld auf dem Girokonto ist“, erklärt er. „Schulden gibt es bei mir nicht.“ Neulich haben sie gemeinsam die Diele gestrichen – man merkt: der Umgang mit Farbe liegt ihm.

Als Künstler mit genügend Zeit ist er sehr produktiv. „Etliche von meinen Bildern verschenke ich“, sagt er. Eines aber zieht dauerhaft die Blicke von „Naschkatzen“ auf sich, denn es schmückt eine Gebäckdose der Kölner Dom-Spekulatius. Im letzten Jahr hat es sein Werk als Design für die Dose geschafft: Der Kölner Dom, natürlich im Mosaikstil gezeichnet. Ein echter Wehnert eben.


Grafik
Krokodil
Momente in schwarz-weiß
Mosaike 1
Mosaike 2
Mosaike 3
Grafik Krokodil Momente in schwarz-weiß Mosaike 1 Mosaike 2 Mosaike 3

Alle Werke stehen zum Verkauf oder können im Rahmen einer Artothek entliehen werden.